S-Bahn-Entschädigung: “gerecht” oder “solidarisch”?
Gut erinnern wir uns noch an das S-Bahn-Chaos im vergangenen Sommer, nach Potsdam ging es nur alle 20 Minuten, zeitweise gar nicht direkt und auch die eingesetzten RE1-Verstärkerzüge halfen nur teilweise.
Nachdem die S-Bahn nun normale Jahreskarten-Besitzer mit einer Freifahrt im Dezember entschädigt hat, ist sie auch bereit, uns Studenten einen Monat zu schenken: Sie bietet an, ein Sechstel des Ticketpreises – also 22,50 EUR – mit der nächsten Zahlung zu verrechnen.
Allerdings will die S-Bahn nicht für eventuelle zusätzliche Verwaltungskosten aufkommen. Die würden entstehen, wenn Rückzahlungen an jeden einzelnen durchgeführt würden. Eventuell müsste auch jeder von uns einen Antrag stellen und beispielsweise seine Kontodaten für die Überweisung mitteilen. Und diese bis zu 20.000 Anträge müssten bearbeitet werden. Das soll nach Wunsch der S-Bahn der AStA machen.
AStA-Verkehrsreferent Daniel Sittler (Shine UP) hat sich daher mit Berliner Studentenvertretern vernetzt und verhandelt nun mit der S-Bahn, dass auch die Verwaltungskosten übernommen werden. Und diese Verhandlungen scheinen schwierig:
Es liegt nicht an uns, sondern an der S-Bahn, dass sich die Auszahlung verzögert, da diese Anfoderungen stellt, die wir, auch in eurem Interesse, niemals annehmen können.
Um dem Problem der Verwaltungskosten zu entgehen, schlägt die GAL statt Rückerstattung eine Einfrierung des Ticketpreises vor: Laut aktuellem Vertrag erhöht sich der Preis in jedem Sommersemester um 4 EUR, von heute 135 EUR auf 143 EUR im Sommer 2011. Ohne diese Erhöhung würden wir insgesamt genau 24 EUR weniger bezahlen.
“Wenig gerecht” findet Daniel persönlich diesen Vorschlag. Denn wer z.B. im kommenden Sommersemester mit dem Studium aufhört, wird mit gerade mal 4 EUR statt 22,50 EUR entschädigt. Außerdem müsste “der gesamte Semtix-Vertrag nachverhandelt werden, was eine schnelle Lösung fast unmöglich macht.” Der GAL-Vorschlag sei daher ein “Schnellschuss” und “plumpe politische Meinungsmache”. Wie sich der AStA aber selbst eine konkrete Abwicklung der Entschädigung vorstellen könnte, ist den bisherigen Mitteilungen nicht zu entnehmen.
Björn Ruberg (GAL) widerspricht nicht, dass mit dem Einfrieren manche Betroffene gar nicht entschädigt und viele Nicht-Betroffene den Vorteil des Preisnachlasses erhalten. Statt “ungerecht” nennt er das aber lieber “solidarisch”. Denn in der Summe könnte die Studierendenschaft mehr erhalten, weil die Bahn das Geld über mehrere Jahre verteilt ausbezahlt. Zudem könnte der dann niedrigere Preis bei den kommenden SemTix-Verhandlungen helfen, ihn auch noch länger niedriger zu halten.
Doch vorerst verhandelt Daniel über die Übernahme der Verwaltungskosten und geht selbst nicht davon aus, “dass eine Entschädigung vor Anfang nächsten Jahres möglich ist”. Und bittet – wiederholt – um Geduld.
Die einfachste Lösung wäre vielleicht, die 22,50 EUR im nächsten Sommersemester-Beitrag zu verrechnen. Damit wären vor allem die jetzt eingeschriebenen Studenten entschädigt, denn Neueinschreibungen sind bei uns zum Sommersemester nicht möglich. Allerdings müsste das schnell entschieden werden, die Überweisungsträger der Uni gehen spätestens Anfang Dezember in den Druck.
Nachtrag 10.12.: Das StuPa behandelte am 8.12. einen Antrag der GAL, auch ihren Vorschlag bei den Verhandlungen mit der S-Bahn vorzustellen. Der Antrag wurde mit 9 zu 10 Stimmen abgelehnt.
24. November 2009 @ 20:31
Die Verrechnung klingt natürlich sehr sinnvoll. Allerdings hat auch das seine Probleme, da dann irgendwelche Konflikte, was aus welchem Topf bezahlt wird usw. aufbrechen. Das ist leider vertrackt. Der GAL-Vorschlag ist allerdings auch unbrauchbar. Hoffen wir, dass auch die Berliner Studi-Gremien dazu beitragen, dass der Bahn eine starke Verhandlungsposition gegenübersteht.
25. November 2009 @ 01:59
Welche Konflikte sollten bei einer Verrechnung auftreten? Die Bahn will weniger und wir Studis zahlen genau die Summe weniger.
26. November 2009 @ 13:28
soweit ich weiß sind die Überweisungsträger schon im Druck, deswegen ist eine Verrechnung nicht mehr möglich.
Ich halte sowohl den GAL-Vorschlag als auch die Verrechnungssache auf jeden fall für praktikabler als die Verschickung von Schecks an die Studierenden.
@filzlaus: könntest du noch ausführen, inwieweit der GAL-Vorschlag unbrauchbar ist in deinen Augen? so ohne Begründung versteh ich das nicht ganz
27. November 2009 @ 22:21
Die Gründe sind schon genannt. Das ist eine merkwürdige Form von “Umverteilung”. Zudem halte ich den Zwang zur Nachverhandlung für ein großes Problem. Die Konflikte mit den Töpfen könnte vielleicht besser mal jemand aus dem AStA erklären.
20. Januar 2010 @ 12:01
Hi,
gut, dass sich der AStA gegen die vorgeblichen Grün Alternativen durchgesetzt hat. Bei dem weiteren S-Bahn-Chaos hätte man weiteres Entgegenkommen der S-Bahngesellschaft nicht mehr fodern und nachverhandeln können. Eine interessante Pressemitteilung dazu:
http://www.stud.uni-potsdam.de/~jusos-up/index.php?option=com_content&view=article&id=107:pm-qder-zug-ist-abgefahrenq&catid=2:pressemitteilungen&Itemid=25
Zum anderen hätte der GAL-Vorschlag eine Entsolidarisierung mit den Berliner ASten bedeutet, da ja das Vorgehen der Studierenden mit diesen abgestimmt ist.
Also danke StuPa, v.a. an die Jusos, BEAT und shine UP!
20. Januar 2010 @ 12:36
So’n Stuss. Gerade der Einstieg in Preissenkungsgespräche hätte die Umsetzung jetztigen Forderung nach dauerhaften Preissenkungen erleichtert – man wäre nämlich mitten in im Verfahren und müsste nur den Preis um weitere Euro runterkorrigieren.
Die Forderung nach einer Preissenkung beim Semesterticket kam übrigens eine Woche vorher schon von – na rate mal – der GAL!
http://www.stud.uni-potsdam.de/~gal/index/110/mitteilung/Gr%C3%BCne-Hochschulgruppe-Potsdam-fordert-Semesterticket-Preissenkung/MODE=0
20. Januar 2010 @ 14:36
Weiß jetzt nicht, was die Wortwahl “Stuss” mit kritischer Reflektion zu tun haben sollte. Der Ton spricht Bände, finde die Ausführungen von S-Bahni nachvollziehbarer.
Die GAL sollte eingestehen, dass sie da falsch gelegen ist. Zum anderen scheint sie jetzt im Groben ja auf einer Linie mit den Jusos und dem AStA zu sein:
http://www.stud.uni-potsdam.de/~jusos-up/index.php?option=com_content&view=article&id=107:pm-qder-zug-ist-abgefahrenq&catid=2:pressemitteilungen&Itemid=25
http://www.asta.uni-potsdam.de/presse/index.php3?textfile=3951
Das ist doch gut so, man muss sich ja nicht immer zoffen, sondern kann auch mal gemeinsam etwas für uns Studierende zu erreichen suchen!
20. Januar 2010 @ 15:53
Was ist an S-Bahni nachvollziehbar? Da wird argumentiert, dass die Form der Rücküberweisung per Check es erleichtern würde, jetzt weitere Forderungen zu stellen. Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wenn man die Chance genutzt hätte, über den Semesterticketpreis zu reden, könnte man darauf jetzt aufsatteln und den Preis einfach nochmal senken.
Die GAL Pressemitteilung war eine Woche vor den anderen Pressemitteilungen. Schön dass vom AStA nicht jede gute Idee abgelehnt wird, nur weil sie von der GAL kommt.
22. Januar 2010 @ 14:14
KritischeReflektion sollte sich umbenennen in KritischeSelbstüberschätzung, das passt eher zur GAL …
23. Januar 2010 @ 00:03
Hallo Peter,hallo alle
zu dem Disput oben äußere ich mich, jedoch muss ich sagen, dass solange ich die Zitrone mitverfolge, GALlier immer unter ihrem richtigen Namen geschrieben haben.
und ich kenne niemand bei uns, der “kritischereflektion” heißt.
denke also, dass ist einfach eine Studentenmeinung und kein “Listenkommentar” – wenn ich mich da irre, bitte iche iens besseren belehrt zu werden
grüße,
Jakob
6. Februar 2010 @ 16:32
Gibt es jetzt etwas aktuelles zum Thema Entschädigung?
Muss man etwas beantragen, wenn ja bei wem, wie und bis wann?
gibt es eine zusammenfassende infoseite zu diesem thema?
gruss rene
6. Februar 2010 @ 17:53
@rene: Die AStA-Seite des Verkehrsreferenten sollte dich da immer aktuell informieren – siehe dort die Referatstexte.