Kritik an der Durchführung von Präsenzklausuren

Dass ungeachtet der aktuellen Inzidenz in Berlin und Brandenburg noch daran gedacht wird Präsenzklausuren mit bis zu 50 Studierenden in einem Raum zu schreiben, ist der Grünen Hochschulgruppe Potsdam völlig unverständlich. Selbst unter den besten Hygiene Bedingungen bergen Präsenzklausuren ein enormes Infektionsrisiko. Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum die Universitätsleitung trotz der gesamtgesellschaftlichen Übereinkunft jegliche Kontakte einzuschränken, weiterhin an Präsenzprüfungen festhält und das, obwohl sich im vergangenen Semester Alternativen wie Onlineklausuren, digitale mündliche Prüfungen und andere Prüfungsformate bereits bewährt haben.

Marie Schwarz, Mitglied des Studierendenparlaments der Universität Potsdam (GHG), sagt dazu: “Die Tatsache, dass sich mehr als 500 Studierende über diese Situation beim AStA beschwert haben, verdeutlicht nocheinmal die Brisanz der Lage. Dass Studierenden angeboten wird, die Prüfung im nächsten Semester nachzuschreiben, wenn sie nicht an einer Präsenzklausur teilnehmen können, kann keine Lösung sein. Hierbei werden Studierende indirekt dazu gedrängt, trotz des Infektionsrisikos an den Klausuren teilzunehmen, wenn sie verständlicherweise die Dauer ihres Studium nicht verlängern wollen”.

„Viele Studierende leben mit Menschen aus Risikogruppen in einem Haushalt oder gehören selber zu einer Risikogruppe. Die Durchführung von Präsenzklausuren ist unverantwortlich und gefährlich. Nur weil Studierende jung sind, bedeutet das nicht, dass sie keine schweren Krankheitsverläufe haben können. Wir fordern deswegen von der Universität Potsdam, dass alternative Prüfungsformate geschaffen werden, bei denen die Gesundheit der Studierenden an erster Stelle steht und ihnen keine Nachteile für den Verlauf ihres Studiums entstehen. “, fordert Rohan Sawahn, Sprecher der GRÜNEN HOCHSCHULGRUPPE Potsdam.

Natürlich müssen alle ohne Hindernisse an den Prüfungen teilnehmen können, deswegen muss gewährleistet sein, dass alle Studierenden über ausreichend technische Mittel verfügen. Wenn dies nicht der Fall ist, müssen Dozierende verpflichtet werden individuelle Ausnahmen zu machen, um Lösungen zu finden und Alternativen zu schaffen.

Hintergrund:

Die Corona Situation verschärft sich Deutschlandweit, aber auch insbesondere in Berlin und Brandenburg immer drastischer. Der aktuelle Insidenz Wert in Brandenburg liegt bei 224 (stand 21.01.2021) und in Berlin bei 124.
Der Regelbetrieb an unserer Universität ist seit fast einem Jahr eingeschränkt und unser Studium findet primär digital statt.
Der AStA Referent Jonathan Wiegers berichtet, dass sich bereits bis zu 500 Studirende beim Allgemeinen Studierendenausschuss beschwert und dargelegt haben, dass sich immernoch viele Dozierende querstellen und nicht auf Onlineprüfungsformate umstellen wollen.
Präsenzklausuren stellen selbst unter den bestehenden Hygiene Bedingungen ein enormes Risiko dar. Außerdem birgt auch das Nutzen des ÖPNV, was für die meisten Studierenden essentiell wäre, um eine Prüfung in der Uni anzutreten, auch immer die Gefahr, sich anzustecken. Manche Erstsemester Studierende haben gar nicht erst den Umzug nach Potsdam gewagt und müssten jetzt für Prüfungen nach Potsdam kommen – ggf. ohne eine Unterkunft zu haben. Solche Szenarien sind keineswegs unwahrscheinlich und können das Infektionsgeschehen in Brandenburg und Berlin weiter antreiben.
Viele Studierende leben außerdem mit Menschen aus Risikogruppen in einem Haushalt und wollen diese nicht durch die Teilnahme an einer Prüfung gefährden oder haben andere Gründe, weshalb Präsenzprüfungen für sie oder die Menschen in ihrem Umfeld nicht zu verantworten sind.
Die Universität kann nicht die Prüfungsformen weiter so bestehen lassen und Studierende damit einem erhöhten Risiko aussetzen.
Eine Prüfung zu verschieben und zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen (oder einem späteren Semester), sollte nicht zur Debatte stehen, da dies ein Verzug der Regelstudienzeit zur Folge hat, was wiederum finanzielle Konsequenzen beim BAFöG mit sich zieht!
Viele Dozierende sind bereits auf ihre Studierenden zugekommen, haben sie nach ihren Wünschen gefragt und danach die Prüfungsformen angepasst. Es besteht die Möglichkeit über bereits genutzte Plattformen auf Online Formate umzustellen oder mündliche Prüfungen via Zoom durchzuführen.