Erst letztes Jahr neugegründet und seitdem stark gewachsen, treten wir, die Grüne Hochschulgruppe, für die Interessen der Studierendenschaft gegenüber dem Präsidium, der Stadt Potsdam und der Landesregierung ein. Unsere kreativen Ideen möchten wir in transparenten Prozessen mit und für euch umsetzen!
Unsere Themen und Aktionen beschränken sich nicht nur auf Hochschulpolitik – so gehen wir auch gern gemeinsam auf Demonstrationen und setzen uns für zivilgesellschaftliche Belange ein.
Wofür wir stehen
Inhalt:
Antifaschismus | Antikapitalismus & Konsumkritik | Basisdemokratie & Partizipation |Bildung & Lehre | Chancengleichheit |Funktion in der Hochschule | Klima und Naturschutz | Parteinähe | Selbstbestimmung | Queerfeminismus
Antifaschismus
In einer Zeit, in der rechtsextreme Äußerungen immer salonfähiger werden, müssen wir entschiedener denn je dagegen halten. Wenn Faschist*Innen mehr als 20 % der Stimmen bekommen, Hetzjagden gegen Migrant*Innen stattfinden und rechtsextreme Terrornetzwerke Todeslisten anlegen, so müssen wir Menschenrechte verteidigen und gemeinsam mit allen Demokrat*Innen gegen eine Rückkehr des Faschismus kämpfen. Wir stellen uns gegen jede Form von Rassismus, Klassismus, Antisemitismus und Sexismus und wollen jeder Form der Diskriminierung entschieden entgegentreten. Dazu gehört für uns auch eine kontinuierliche Selbstreflexion und eine kritische Auseinandersetzung mit den eigenen Privilegien.
Auch die Hochschule bleibt von dieser Entwicklung nicht ausgeschlossen: So treiben sich auch hier Akteur*Innen der Neuen Rechten herum und versuchen mit gemäßigtem Auftreten den Diskurs nach rechts zu verschieben. Wir setzen uns dafür ein, rassistische Strukturen an der Universität aufzudecken und die Bestrebungen der Neuen Rechten an den Hochschulen zu polarisieren, zu verhindern. Wir wollen Bildungsprojekte stärken, die sich mit dem Erstarken von Rassismus und Nationalismus beschäftigen und gemeinsam Lösungsstrategien dagegen entwickeln.
Antikapitalismus und Konsumkritik
Während die Wirtschaft aktuell den Anschein erweckt, einen Eigenwert zu besitzen, so steht für uns als Grüne Hochschulgruppe fest, dass Wirtschaft stets nur ein Mittel zum Zweck sein darf. In einem Wirtschaftssystem, indem es legitim ist, Waffen an autoritäre Staaten zu liefern, ökosoziale Mindeststandards den Wünschen von Konzernen erliegen und Menschenleben gegeneinander ausgespielt werden, läuft eindeutig etwas schief. Ein Wirtschaftssystem, das als einzigen Maßstab Wachstum kennt, das stetigen Konsum fördert und in dem es sich lohnt, Dinge neu zu kaufen, statt sie wiederzuverwenden, kann nicht im Einklang mit zukunftsfähiger, ökologischer Entwicklung stehen.
Da eine solche Wirtschaftsordnung nicht mit einem nachhaltigen Umgang mit unserem Planeten- und einem solidarischen Zusammenleben vereinbar ist, muss sie schrittweise reformiert und überwunden werden. Wir streben eine alternative Wirtschaftsordnung an, bei der das Gemeinwohl anstelle von Profitinteressen einzelner im Mittelpunkt steht. Wir wollen konsumorientiertes Denken überwinden, Wirtschaft demokratischer gestalten und auf ein Ende der extremen Ungleichheit bei der Verteilung von Vermögen hinwirken. Hierbei muss Kreislaufwirtschaft ein elementarer Bestandteil einer neuen Wirtschaftsordnung sein.
Die Auswirkungen der Neoliberalisierung der Wirtschaft machen auch nicht vor den Hochschulen halt: Hörsäle werden nach Konzernen benannt, Unternehmen fördern gesamte Studiengänge, haben Einfluss auf die Berufung von Dozierenden und Studierende werden durch Werbung auf dem Campus angeregt, weiter zu konsumieren.
Hochschulen müssen Orte der kritischen Auseinandersetzung mit dem Status Quo sein und Freiräume bieten, sich individuell, abseits der kapitalistischen Verwertungslogik, zu entwickeln. Wenn aber Hochschulen von der Förderung durch Unternehmen abhängig werden und Unternehmen die Macht bekommen, Einfluss auf Forschung und Lehre auszuüben, so wird die Hochschule als Institution, die gesellschaftliche Verhältnisse kritisch begleitet, gefährdet. Studierende sollen an Hochschulen dazu angeregt werden, sich frei zu entfalten und interdisziplinär zu denken, anstatt zu Humankapital zu werden. Der Einfluss der freien Markwirtschaft auf die Universität muss kontinuierlich hinterfragt und im Sinne der Studierenden begrenzt werden.
Basisdemokratie und Partizipation
Unsere Hochschulpolitik ist Arbeit von und für Studierende der Universtität Potsdam. Nach der Leitlinie der maximalen Barrierefreiheit können ALLE Studierenden Teil der hochschulpolitischen Arbeit der GRÜNEN HOCHSCHULGRUPPE werden. Wir gewährleisten nicht nur einen freien, gleichen, transparenten und einfachen Weg der Beteiligung an Hochschulpolitik – wir fordern auch, dass andere Hochschulgruppen, Gremien, Räte, Fachschaften und Vertretung jeglicher Art einen unmittelbaren Zugang für eine aktive Beteiligung Studierender ermöglichen. Wir verpflichten uns zu echter Chancengleichheit und fordern diese in allen Strukturen der Universität Potsdam auch zu erreichen.
Möglichst flache und transparente Hiararchien in der GHG sorgen für Gleichberechtigung aller Mitglieder, insbesondere FIT*-Personen werden in ihrer politischen Arbeit gefördert und unterstützt. Unsere Satzung und unser Selbstversändnis sollen sicherstellen, dass sich keine statischen Hierarchien bilden können. Flexibilität in der Besetzung von Amtsträger*innen, AStA-Referent*innen und Mandatsträger*innen sind uns ebenso wichtig, wie die kontinuirliche Rückkopplung der eigenen Arbeit mit der Basis, also all den Mitgliedern der GHG ohne Amt, Mandat oder Referat. Informationen die Hochschulpolitik betreffend werden nicht monopolisiert und vor allem nicht absichtlich vorenthalten. Alle wichtigen Entscheidungen werden demokratisch beschlossen, auch Menschen ohne Amt oder Mandat werden bei uns berücksichtigt.
Basisdemokratie bedingt sich nicht nur durch einen maximal barrierearmen Zugang zur Hochschulpolitik und flache Hierarchien, sondern vor allem durch die Einbeziehung möglichst verschiedener Perspektiven. Unsere Universtität ist divers – dies muss sich auch in der Hochschulpolitik widerspiegeln. Als queerfeministische Hochschulgruppe fördern wir insbesondere FIT*-Personen innerhalb, aber auch außerhalb unseres hochschulpolitischen Engagement. POC’s und Menschen mit Migrationshintergrund sind integraler Bestandteil des Universitätslebens und finden bei uns einen Safe Space.
Bildung und Lehre
Bildung soll nach dem Prinzip „Qualität vor Quantität“ funktionieren. Eine Universität ist keine Lernfabrik in Massenproduktion, sondern ein Ort der individuellen Bildung und Entwicklung von Menschen. Während die Studierendenzahlen kontinuierlich wachsen, bleiben die Anzahl der Lehrenden und die Verfügbarkeit von Räumlichkeiten dahinter zurück, ein solcher Zustand ist nicht tragbar.
Die Individualität der Studierenden soll gefördert werden. Verstärkte Wahlpflichtmöglichkeiten und fakultätsübergreifende Lehrveranstaltungen machen es möglich, über den bekannten eigenen Tellerrand hinauszusehen. Die Leistung eines Studierenden kann nicht in einer einzigen Zahl, der Abschlussnote, zusammengefasst werden. Vielmehr sollen die persönlichen Stärken und Interessen anhand der belegten Zusatzmodule herausgearbeitet werden.
Für uns ist eine bedürfnis- und zukunftsorientierte Uni von großer Bedeutung. Dazu fordern wir eine Weiterentwicklung der Fakultäten sowie eine Anpassung der Lehre an den gesellschaftlichen Wandel, um die Bedürfnisse der Studierenden und Lehrenden am besten zu wahren. Die Universität sollte ein Ort sein, der eine kritische Auseindersetzung mit dem Status Quo ermöglicht. Dabei kann interdisziplinäre Bildung, Studierenden, denen dies bis jetzt noch nicht ermöglicht wird, dabei helfen, aus ihrer ‘Fachbereichs-bubble’ herauszukommen und sich weiterzubilden. Dabei ist auch eine nachhaltige Bildung von großer Bedeutung. Wichtig ist gerade jetzt auch die Umsetzung der Digitalisierung, denn besonders in der Lehre sollte die Forderung der Kultusminister*innen Konferenz zur Umsetzung der Digitalisierung stärker fokussiert werden
Uns ist der Gegenwartsbezug und die Aktualität von Lehrinhalten sehr wichtig. Vor allem in Brandenburg, wo der Rechtsruck immer stärker wird, sehen wir unsere Universität in der Verantwortung diese Problematik in Lehrinhalten zu thematisieren und antifaschistisches Engagement zu fördern. Politische Bildung sollte nicht nur in geisteswissenschaftlichen Studiengängen präsent sein. Ein stärkerer Gegenwartsbezug und Behandlung von aktuellen Themen motiviert Studierende und hilft ihnen, sich im gesellschaftlichen Diskurs zu positionieren.
Chancengleichheit
Unsere Gesellschaft ist nach wie vor von einer systembedingten Benachteiligung von Menschen aus bestimmten, marginalisierten Gruppen geprägt.
Das gilt auch für unsere Uni. Vor allem Studierende mit Kind, Menschen mit Beeinträchtigung und Menschen aus nicht-akademiker Haushalten sind im Unialltag größeren Herausforderungen und struktureller Diskriminierung ausgesetzt. Dieses System verurteilen wir, denn jede*r sollte einen sorglosen Zugang zu Bildung erlangen können. Dafür muss unsere Universität Menschen mit Beeinträchtigung und Menschen, die zusätzlich strukturelle Hürden überwinden müssen, ein besseres Angebot bieten und den Zugriff auf Nachteilsausgleiche vereinfachen. Wir setzen uns für eine inklusive und barrierefreie Uni ein.
Funktion in der Hochschule
Die Wahlbeteiligung war in den vergangen Jahren besorgniserregend niedrig. Obwohl viele Studierende politisch interessiert sind, werden die Wahlen des Studierendenparlaments kaum wahrgenommen. Wir möchten deshalb über Hochschulpolitik aufklären, dazu anregen sich selber einzubringen und Transparenz inhochschulpolitische Prozesse bringen. Wir verstehen uns als Vertretung/Sprachrohr der progressiv-ökologisch denkenden Studierendenschaft und setzen uns für diese Interessen in studentischen Gremien ein – dazu wollen wir eine Schnittstelle zwischen Studierenden und der Hochschulleitung bilden und Kontrolle auf das Hochschulpräsidium ausüben, denn richtungsweisende Entwicklungen der Universität sollten sich primär an den Interessen und Bedürfnissen der Studierendenschaft ausrichten.
Klima und Naturschutz
Die Leitlinie allen Handelns soll die Nachhaltigkeit sein. Wir können es uns nicht leisten, jede Ressource nur einmal zu verwenden und dann auf den Müll zu werfen.
Im Zuge der Eindämmung der Klimakrise ist es erforderlich, Treibhausgasemissionen maximal und unverzüglich einzudämmen. Sowohl die Energie-, Verkehrs-, als auch die Agrarwende spielen hierbei eineessentielle Rolle. Ein Ausgleich durch Klimazertifikate in Richtung Klimaneutralität ist nicht genug. Der Energieverbrauch der Universität muss kontinuierlich hinterfragt und den Anforderungen einer tiefgreifenden Energiewende aktiv angepasst werden.
Immer mehr Menschen realisieren die Notwendigkeit nachhaltigen Handelns. Trotzdem muss die Gesellschaft weiterhin informiert werden: über wissenschaftliche Erkenntnisse, technische und politische Fortschritte, über die Probleme der Gegenwart und ihre Lösungen. Der Klimanotstand trifft nicht überall auf Zustimmung. Hier muss weiter aufgeklärt und sensibilisert werden. Jeder einzelne Mensch kann einen Beitrag für eine besseren Zukunft leisten. Wir als Hochschulgruppe verpflichten uns, alles in unserer Macht stehende zur Bekämpfung der Klimakrise zu tun. Wir werden aufklären und mitmachen.
Zu einem ganzheitlichen Verständnis von Ökologie gehört auch der maximale Respekt vor Leben jeglicher Art. Für uns ist Tierwohl kein Mittel zur Selbsterhaltung, sondern integraler Bestandteil eines würdevollen Zusammenlebens auf dieser Erde. Tiere sind nicht einfach Nahrung, Konsumgüter, Nutztiere, Testobjekte oder „Vieh”, sondern gleichberechtigte Wesen mit einem Recht auf Leben. Auch sind Tiere nicht für unser Vergnügen zuständig. Das systematische Artensterben, das unendliche Leid von unwürdigen Tiertransporten auf der gesamten Welt und der respektlose Konsum von Billigfleisch sind ethisch und moralisch nicht haltbar. Weder auf Schlachthöfen, noch auf Frachtschiffen mit zusammgepferchten Tieren auf dem Atlantik oder an der Universität Potsdam kann ein solcher Umgang mit Tierleben Akzeptanz finden.
Daher legen wir Wert auf eine vegane Ernährungsweise, setzen diese Hochschulgruppenintern um und wollen diese auch an der Universität fördern.
Uns liegt das Handeln nach wissenschaftlichen Erkenntnissen besonders am Herzen. Die Klimaschutzbewegung entstand aus Menschen, die das Gefühl für ihre Umwelt behielten und Wissenschaftler*innen, welche die alarmierenden Zahlen ihrer Messungen sahen. In dieser Tradition verbindet uns das Bedürfnis nach der Schaffung einer gesunden Natur, welche sich auf die sachliche Wissenschaftlichkeit beruft.
Parteinähe
Wir stehen der Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nahe und teilen ihre Werte und Grundsätze, verstehen uns aber als unabhängig von der Partei, denn unsere Themen und Positionen erarbeiten wir innerhalb der GRÜNEN HOCHSCHULGRUPPE in einem basisdemokratischen Prozess. Obwohl wir eine finanzielle Förderung der Partei erhalten und es personelle Überschneidungen gibt, agieren wir inhaltlich unabhängig und sind nicht nur eine „Vorfeldorganisation” der Partei. Wir nutzen Synergien, die sich durch personelle Überschneidungen mit der Partei, sowie mit der GRÜNEN JUGEND ergeben und arbeiten bei gemeinsamen Interessen auch MIT der Partei zusammen, aber eben nicht FÜR die Partei. Eine Mitgliedschaft bei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ist keine Voraussetzung, um bei uns Mitglied zu werden.
Selbstbestimmung
Die Hochschule soll ein Ort sein, an dem Studierende nicht nur für ihren Studiengang lernen, sondern auch die Möglichkeit bieten, sich einzubringen und die Entscheidungen über die zukünftige Entwicklung der Universität treffen zu können. Dazu ist es essentiell, dass die studentische Selbstverwaltung gestärkt wird und das Mitspracherecht der Studierendenschaft bei richtungsweisenden Entscheidungen berücksichtigt wird. Die Hochschule sollte es Studierenden ermöglichen sich auch persönlich weiterzubilden und ihnen dafür geeignete Freiräume lassen. Studierende sollten selbstbestimmt über ihre Studieninhalte entscheiden können und Fähigkeiten wie kritisches, analytisches Denken und Argumentieren stärken. Wir stehen für eine Hochschule, an der studentische Solidarität gelebt wird – wir wollen einen sozialenUmgang untereinander, bei dem keine Person zurückgelassen wird und Studierende dazu angeregt werden voneinander zu lernen.
Queerfeminismus
Das Patriachart hat ausgedient. Dominierende Männlichkeit darf an der Universität keinen Platz haben. Eine Rückentwicklung oder romantische Rückbesinnung auf grobe patriachalische Strukturen sind unhaltbar und realitätsfremd. An den Universitäten in Deutschland sind mehr Frauen als Männer immatrikuliert und dennoch sind die Strukturen teilweise nachwievor für unsere männlichen Kommilitonen ausgelegt. Das darf nicht sein. Wir stehen für intersektionalen Queerfeminismus ein, das heißt, dass wir mehrdimensionale Diskriminierung ernstnehmen und in all ihren Facetten ablehnen.
Wir fordern Geschlechtergerechtigkeit auf allen Ebenen in der Universität Potsdam. Diese fängt schon bei der Sprache an! Wir verwenden eine genderneutrale Sprache und fordern diese im gesamten Universitären Kontext. Wir fordern darüber hinaus eine Verankerung von Auseinandersetzung mit Geschlechtertheorien im universitären Alltag, Gender Studies sollten im Vorlesungsverzeichnis der Universität Potsdam selbstverständlich vorhanden und durch StudiumPlus unabhängig vom Studienfach zu belegen sein.
Wir erkennen die Diversität von Geschlechtern an und lehnen die Kategorisierung in ein binäres Geschlechtersystem ab.
Außerdem verpflichten wir uns, unsere Ämter und Mandate quotiert zu besetzen.
Genaueres zu unseren Inhalten findet ihr unter Positionen